RATHER BLACK   [SCREEN]
LIKE HORSES STANDING IN THE RAIN
*2024, HD, 16', 5.1, COLOR, 16:9 Info-Sheet

It's Christmas. Train stations are decorated in a glitzy glow, the times festive...
A film about tradition and resignation. How long does one have until considering oneself not only deviant, but sick? How long can each individual endure this state? How long can we all as community still endure?
A Capitalist Realism Questioning. A Hold On Christmas Diary.

"I wish for people to realise their Happiness"
(Esprit christmas advertising campaign, 2011)

"I think the biggest disease the world suffers from in this day and age is the disease of people feeling unloved."
(Princess Diana)

“The problem is that we don't know what we really want. What makes us happy is not to get what we want. But to dream about it. Happiness is for opportunists. So I think that the only life of deep satisfaction is a life of eternal struggle, especially struggle with oneself. If you want to remain happy, just remain stupid. Authentic masters are never happy; happiness is a category of slaves.”
(Slavoj Žižek)

"Der größte Erfolg des Kapitalismus ist die Entsolidarisierung der Menschen, denn eine Masse ist immer bedrohlich für Kapitalinteressen, ihr könnte einfallen die absurden Mieten einfach- nicht mehr zu zahlen, nicht mehr arbeiten zu gehen, zu streiken oder wie in Frankreich, das öffentliche Leben mit Demonstrationen lahmzulegen. Bis die Polizei kommt. Oder das Militär. Und die Waffen und Knüppel. [...] Bis es so weit ist, versuche ich Menschen, die sich eine Welt geschaffen habe, die ich nicht verstehe zuzuhören. Denn all unsere Gedanken und Weltsichten sind gleichwertig unbedeutend - solange wir nicht aufhören einander zu hassen.
(Sibylle Berg - RCE/In diesem Moment)

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LAUREL

“A tragicomic journey that leads nowhere, but to an insight:
in a montage of images from the recent past, the film gradually sketches the fragmentary cartography of a suicidal era whose problem is not that consumer capitalism offers the wrong fulfillment for our desires, but that these desires were never our own.”

Special Mention, 70th Oberhausen Intl. Short Film Festival 2024 (German Competition)






REVIEW

„Nicolaas Schmidts "Like Horses Standing in the Rain" war in Oberhausen Teil des Deutschen Wettbewerbs und wurde auf der Preisverleihung mit einer lobenden Erwähnung versehen. Was mich an dem Film fasziniert: dass er eine persönliche, keineswegs auf Verallgemeiner- oder auch nur Übersetzbarkeit abzielende Perspektive auf die Welt entwirft und sich dennoch durchweg weigert, seine Bilder auf eine individuelle Perspektive zuzuschneiden, an einzelne Körper zu binden. Oder höchstens an Pferdekörper, an Körper, denen der filmische Blick äußerlich bleibt. Wenn "Like Horses Standing in the Rain", zwischen 2018 und 2019 unter anderem in Hamburg, Berlin und Leipzig entstanden, ebenfalls einem Tagebuch beziehungsweise scrap book ähnelt, dann einem, das das Wort "Ich" vermeidet; beziehungsweise, präziser, in der Unschärfe belässt. Und obwohl der Film zweimal in ein weihnachtlich geschmücktes Wohnzimmer wechselt, ist auch die Familie für ihn kein zentraler, verlässlicher Bezugspunkt.
Das entkörperlicht Individuelle wird direkt, ungeschützt, mit dem Gesellschaftlichen vermittelt. Mit dem Gesellschaftlichen als einer Totalität, wie sie sich etwa auf belebten, geschäftigen Bahnhöfen offenbart - alle Züge haben Verspätung, wegen Menschen auf den Gleisen - aber keine Sorge, bald sind sie wieder frei; mit dem Gesellschaftlichen als einer Farce, wie sie sich etwa während einer verregneten Weihnachtsfeierlichkeit vor einer Sparkassenfiliale präsentiert. Hier und da auch: mit dem Gesellschaftlichen als einem tröstlichen Ornament, wie es etwa als aufblühendes Feuerwerk im Bildhintergrund über Häuserdächern aufscheint.
Überhaupt ist "Like Horses Standing in the Rain" ein Film der künstlichen Lichter. Der Lichter und der Lichtmaschinen. Wo das Familiäre, auch das im engeren Sinne Autobiografische, keinen Halt mehr bietet, muss die Popkultur einspringen. Schon der eine klassische Figurendialog, den der Film enthält, erweist sich als semantischer Reim auf den tschechoslowakischen Märchenfilmklassiker "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Später hallt Werner-Herzog-Pathos durchs Weihnachtszimmer. Auf der Tonspur Bach-Klaviermusik, als fernes Echo einer, vom Kunstkino längst gründlich verdinglichten Sphäre bürgerlicher Autonomie. Aber auch R.E.M.: Everybody Hurts.“

Lukas Foerster, Perlentaucher.de

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